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Muttermilch liefert alle essenziellen Komponenten, damit das Baby wachsen und gedeihen kann. Dazu zählen die essenziellen Makronährstoffe (Fette, Kohlenhydrate und Proteine), Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralien) und Entwicklungsfaktoren (langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Wachstumsfaktoren und Zytokine). Muttermilch bietet ebenfalls wichtige Schutzfaktoren und reduziert Infektionen über Immunglobuline und antiinfektiös wirksame Proteine. Sie wird deshalb als einzige Nahrungsquelle für alle Babys in den ersten sechs Lebensmonaten empfohlen. Außerdem sollte weiterhin zusätzlich zu fester Nahrung zumindest in den ersten Jahren gestillt werden.
Fett
Das Fett in der Muttermilch liefert 50 – 60 % der Kalorienzufuhr des termingerecht geborenen Babys. Fett hat ebenfalls eine wichtige Funktion bei der Versorgung des Babys mit freien Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen. Die aus gesättigten und ungesättigten Fettsäuren bestehenden Triglyzeride sind die am reichhaltigsten in der Muttermilch vorhandenen Fette und machen mehr als 98 % des Gesamtfetts aus. Langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, einschließlich Docosahexaensäure (DHA) und Arachidonsäure (AA), sind von besonderer Bedeutung, weil sie sich in den Membranlipiden von Gehirn und Netzhaut ansammeln, wo sie wichtige visuelle und neurale Funktionen übernehmen. Tatsächlich weisen Babys, die mit einer größeren Menge Muttermilch ernährt werden, höhere Plasmakonzentrationen von DHA und AA in der Hirnrinde und der grauen und weißen Substanz sowie einen höheren IQ bis zum 15. Lebensjahr auf im Vergleich zu Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ohne langkettige ungesättigte Fettsäuren gefüttert werden.
Kohlenhydrate
Laktose ist das wichtigste Kohlenhydrat in der Muttermilch und liefert dem Baby 30 – 40 % seiner Energie. Laktose ist die Hauptenergiequelle für das Baby, sobald sie in Glukose und Galaktose zerlegt worden ist. Glukose geht zum Großteil in den peripheren Blutkreislauf über und wird als Substrat zur Energiegewinnung verwendet, während Galaktose über die Leber resorbiert und in Glukose-1-Phosphat umgewandelt wird, das letztlich entweder in Glukose umgewandelt oder zum Auffüllen der Glykogenspeicher in der Leber verwendet wird. Sowohl Galaktose als auch Glukose können als Energielieferant für das Gehirn verwendet werden, wobei die Galaktose insbesondere wichtig für die Synthetisierung von Galaktolipiden (Zerebrosiden) ist, die wesentlich an der Entwicklung des zentralen Nervensystems des Babys beteiligt sind.
Oligosaccharide in der Muttermilch sind komplexe Kohlenhydrate mit einer Länge von drei bis zehn Monosacchariden. Nach Laktose und Triglyzeriden sind die Oligosaccharide der drittgrößte Bestandteil der Muttermilch. Oligosaccharide sind keine bedeutsame Energiequelle für das Baby, weil sie nicht im Dünndarm verdaut werden. Stattdessen haben Oligosaccharide eine wichtige immunologische Funktion, wirken als Präbiotika und fördern das Wachstum symbiotischer Bakterien, insbesondere des Bifidobacterium longum subsp infantis und des B.bifidum. Sie agieren zudem als «Köder» oder Rezeptorenanaloga, um die Bindung von Pathogenen, einschließlich Rotaviren, an die Darmoberfläche zu hemmen. Bestimmte Oligosaccharide werden ebenfalls mit dem gastrointestinalen Schutz vor der nekrotisierenden Enterokolitis in Zusammenhang gebracht, was insbesondere für frühgeborene Säuglinge (mit einem Gestationsalter < 36 Wochen) von Bedeutung ist, weil sie besonders anfällig für diese Krankheit sind.
Proteine
Proteine liefern etwa 8 % der Energie für das Baby. Über 415 Proteine wurden in der Muttermilch identifiziert, wovon viele aktiv sind und eine funktionelle Rolle beim Schutz des Babys spielen. Obwohl die Proteinmenge von Mutter zu Mutter variiert, ist der Proteinanteil im Kolostrum (30–70 g/l) höher und sinkt dann in reifer Muttermilch auf einen stabilen Wert (7–14 g/l). Die Muttermilchproteine können in drei Gruppen unterteilt werden: Kaseine, Molkenproteine und Proteine, die mit der Fettkügelchenmembran in Zusammenhang gebracht werden. Die Molkenproteine bilden den größten Proteinanteil im Kolostrum und sinken in reifer Muttermilch auf etwa 60 %.
Proteine wie Beta-Kasein haben über die Protease-Inhibition von Bakterien und Viren eine wichtige antiseptische und antiinfektiöse Funktion. Zusätzlich besitzen Peptide aus dem Abbau von Alpha-Lactalbumin eine starke antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Andere Proteine in der Muttermilch, einschließlich sekretorischer IgA, Laktoferrin und Lysozym, sowie Makrophagen und freie Fettsäuren sind zwar multifunktional, agieren aber als infektionshemmende Wirkstoffe, die für Frühgeborene unverzichtbar sind. Diese Wirkstoffe agieren gemeinsam, um bestimmte Mikroben zu inaktivieren, zu zerstören oder zu binden und somit die Anheftung dieser Mikroben an Schleimhautoberflächen zu verhindern.
Zudem enthält Muttermilch auch schützende symbiotische Bakterien, die Teil der Darmflora werden und sich auf entzündliche Prozesse und die Immunomodulation auswirken. Symbiotische Bakterien verhindern nicht nur das übermäßig starke Wachstum pathogener Bakterien; sie säuern auch den Darm an, vergären Laktose, zersetzen Lipide und Proteine und produzieren Vitamin K und Biotin.
Muttermilch versorgt das Baby mit Mikronährstoffen, einschließlich fettlöslicher und wasserlöslicher Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die alle abhängig von der Ernährung der Mutter sind. Kalzium und Phosphat sind zwar nicht abhängig von dem, was die Mutter zu sich nimmt, aber wichtige Baustoffe der Kasein-Mizellen und für den Knochenaufbau unerlässlich. Zu den Spurenelementen in der Muttermilch gehören Kupfer, Zink, Barium, Cäsium, Kobalt, Cer, Lanthan, Mangan, Molybdän, Nickel, Blei, Rubidium, Zinn und Strontium. Sie haben nur in der Muttermilch eine hohe Bioverfügbarkeit.
Zellen
Muttermilch enthält lebende mütterliche Zellen, zu denen Leukozyten aus dem Blut, Zellen des Brustepithels und Zellfragmente gehören. Leukozyten schützen die Mutter und haben ebenfalls eine immunschützende Funktion für das Baby. Stammzellen wurden ebenfalls in der Muttermilch ausgemacht. Sie besitzen das Potenzial, sich in vitro unter Mammadifferenzierungsbedingungen zu Mammaepithelzelllinien zu differenzieren. Daneben finden sich auch noch weitere Zelltypen in entsprechenden Mikroumgebungen wie Knochenzellen, Hirnzellen, Leberzellen, Betazellen der Bauchspeicheldrüse und Herzzellen. Die Funktion der Stammzellen im Baby ist noch unklar und es bedarf noch weiterer Forschung, um ihr Potenzial zu verstehen.
Die Inhaltsstoffe der Muttermilch, insbesondere die lebenden Zellen der Mutter, können nicht aus künstlichen Quellen ersetzt werden. Eine ausschließliche Ernährung mit Muttermilch kann den Nährstoffbedarf eines termingerecht geborenen Babys in den ersten sechs Lebensmonaten decken, wobei das Stillen zusätzlich zu fester Nahrung in den ersten beiden Lebensjahren weitergeführt werden sollte.
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